Deutschland geht mit schlechtem Beispiel voran.

28.07.2021, von Christina Rüdiger

Ungeachtet der Tatsache, dass Länder mit hoher Impfquote sehr häufig gleichzeitig hohe Inzidenzwerte aufweisen¹, wird in Deutschland der Druck auf die Menschen erhöht, die sich nicht impfen lassen wollen.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), für den wohl weniger das Corona-Virus, als eher Übergewicht lebensgefährlich werden könnte, lässt via «Bild am Sonntag» am 25. Juli verlauten, dass Ungeimpfte ab September mit der Einschränkung ihrer Freiheitsrechte rechnen müssten. Dies sei deshalb notwendig, damit das Gesundheitswesen nicht kollabiere.

Bormann, ein Mitglied des Ethik-Rats, schliesst sich brav an: Die Impfverweigerer können nicht «die gesamte Welt in Haftung nehmen».

Auch rechtlich wähnen sich die Impf-Turbos auf der sicheren Seite. Paragraph 28c des Impfschutzgesetzes ermöglicht Erleichterungen für Geimpfte.

Doch Moment! Wieso lässt man sich impfen? Damit man immun ist. Wenn man immun ist, kann man nicht angesteckt werden. So war es doch immer. Und nun müssen die Geimpften geschützt werden? Wozu dann die Impfung?

Auch in Deutschland findet man jedoch noch Menschen, die einigermassen geradeaus denken. Kubicki, der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, hält Beschränkungen für Nicht-Geimpfte für eine «Einführung der Impfpflicht durch die Hintertür» und nennt das «klar verfassungswidrig». Und Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU, sagt es ganz deutlich: «Ich halte nichts von Impfpflicht und halte auch nichts davon, auf die Menschen indirekt Druck zu machen, dass sie sich impfen lassen sollen.» ²

Warten wir also lieber ab! Impfstoffe, so hiess es ursprünglich, würden zu 90% eine Infektion verhindern. Doch inzwischen krebsen die in der Politik und den Pharmafirmen Verantwortlichen zurück: Die Impfung schützt nur vor schweren Verläufen.

Auch in der Schweiz laufen sich die Politiker langsam warm. Mindestens das Gesundheitspersonal soll zur Impfung verpflichtet, besser gesagt gezwungen werden. Und der Kanton Zürich prescht mit der Meldung vor, dass auch die Lehrpersonen zur Impfung verpflichtet werden sollen. Die Forderung nach Kennzeichnung und separate Räume für die Nicht-Geimpften – auch solche Ungeheuerlichkeiten konnte man lesen.

Welche Wohltat, dann von Prof. Brenner, Professor für Philosophie an der Fachhochschule Nordwestschweiz, eine klare Kritik an der moralisch aufgeladenen Debatte über den Impfzwang zu hören³. Alles werde dem absoluten Gesundheitsschutz untergeordnet. Und eine Stigmatisierung: «katastrophal»!

Denken wir das Narrativ des Gesundheitsschutzes weiter, so muss man fragen, warum dann nicht auch Raucher, Extremsportler, Vollschlanke in die Pflicht genommen werden.

Oder blüht uns das?

¹ https://norberthaering.de/news/mayer-impfquote/
² https://amp.focus.de/perspektiven/nach-aeusserung-des-kanzleramtschef-lockdown-fuer-ungeimpfte-rueckt-naeher-verweigerer-koennen-nicht-die-welt-in-haftung-nehmen_id_13528800.html
³ BaZ 20.7.2021